Bümpliz vor 1925. Im Vordergrund der Bahnhof Bümpliz Süd, in der Bildmitte das entlang der Brünnenstrasse etwas dichter bebaute Dorfgebiet.
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Die Bauerngemeinde BümplizDie kleine Bauerngemeinde Bümpliz mit ihren verstreuten Weilern und Dörfern, ihrer Kirche, dem alten und dem neuen Schloss sowie einer grossen Zahl bernburgerlicher Landsitze wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Entwicklungssog der nahegelegen Stadt Bern erfasst. Nach der Eingemeindung im Jahr 1919 erlebte der Ort eine im Kanton Bern beispiellose Transformation zum dicht besiedelten Stadtteil. Seine Entwicklung erfolgte jedoch nicht wie sonst üblich in geografischen Wachstumsringen rund um einen Siedlungskern, sondern dezentral mittels vieler einzelner Überbauungen. Obwohl durch das Stadtplanungsamt intensiv betreut, macht Bümpliz-Bethlehem heute keinen wohlgeordneten Eindruck, was zum einen an der damals noch jungen Planungsdisziplin, zum andern an verschiedenen besonderen Rahmenbedingungen des Orts liegt: seiner Lage, den speziellen Begebenheiten des Bümplizer Grundstücksmarkts und der Demografie.
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Der Weiler Bethlehem mit seiner bäuerlichen Bebauung und der heute noch namensgebenden Säge kurz nach dem Bau der Station Bümpliz Nord (unten) um 1901.
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Die LageObwohl in unmittelbarer Nähe zu Bern gelegen, ist Bümpliz kein typischer Durchgangsort: Seit Jahrhunderten schon führten die beiden wichtigen Landstrassen am alten Dorfkern vorbei, die Freiburgstrasse im Süden, die Murtenstrasse im Norden. Der alte Dorfkern bei der Kirche war im 19. Jahrhundert städtebaulich noch so unbedeutend, dass sich die Planer der Eisenbahnlinien an den alten Landstrassen orientierten und nicht bereit waren, für die Bümplizerinnen und Bümplizer einen Schwenker zu machen. So setzten sie um 1860 den Bahnhof Bümpliz Süd und um 1901 die Stationen Bümpliz Nord und Stöckacker in deutlichem Abstand zum Ortskern in die Nähe der damaligen Gewerbegebiete, womit der Ort drei neue Entwicklungsschwerpunkte erhielt.
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Die städtische Baudirektion beauftragte 1941 die Architekten Ernst Indermühle, Bracher + Frey sowie Hans und Gret Reinhard mit der Erarbeitung eines generellen Bebauungsplans für Bümpliz-Bethlehem.
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Der GrundstückmarktDie Lage der Verkehrsachsen und der Bahnhöfe und ihre Entfernung zum alten Dorf sind aber nur ein Grund für die heterogene Entwicklung des heutigen Stadtteils VI. Ein anderer liegt in der Struktur des früheren Landbesitzes und dem daraus folgenden Grundstücksmarkt. Die Parzellen waren oft sehr gross und viele davon gehörten Berner Burgerfamilien, wie z. B. den Familien von Tscharner, Feller, Schwab u. a., die seit alter Zeit in Stadtnähe ihre Bauerngüter und Sommersitze besassen («Tscharnergut», «Fellergut», «Schwabgut» usw.). Als im 20. Jahrhundert die Sommersitze aus der Mode kamen, verkauften die Familien meist nicht einzelne kleine Parzellen an Eigenheiminteressierte, sondern ganze Landstücke an die Burgergemeinde, an Grossinvestoren, an die Stadt oder an Baugenossenschaften. Gebaut wurde daraufhin nicht nach einem übergeordneten städtebaulichen Konzept, sondern jeweils dort, wo es Land zu kaufen gab. In der zeitlichen und räumlichen Abfolge der einzelnen Siedlungen ist demzufolge keinerlei Systematik feststellbar; die Hochhäuser des Gäbelbachs ganz im Nordwesten etwa sind älter als die neben dem Bahnhof Bümpliz Nord stehenden Scheibenhäuser des Fellerguts.
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